Der Name Kelvin beschreibt die angewandte 4-Leiter-Technik. Das heißt, dass das Prüfsignal und das Messsignal (Fühlerleitung) getrennt zum Prüfling geführt wird. Nur mit dieser Technik sind niederohmige Messungen möglich. Das ist eine mögliche Anwendung der Hochspannungskelvinstifte. Die eigentliche Anwendung ist aber bei der Hochspannungsprüfung. Durch diese Technik wird die Hochspannung über einen Stift geführt und von einem zweiten Stift zurück gemessen. Da der Prüfling selbst die Prüfleitung mit der Messleitung kurzschließt, kann zu 100% sichergestellt werden, dass die Hochspannung während der Prüfung angelegen ist.
Da alle Hersteller von elektrotechnischen Geräten im Fehlerfall die Durchführung der Sicherheitsprüfung (und das ist fast immer im Wesentlichen die Hochspannungsprüfung) nachweisen müssen, führt an dieser Kelvin-Technik kein Weg vorbei. Eine besondere Problematik bei der Hochspannungsprüfung stellt es dar, wenn sich im Prüfling aus Kunststoff metallische Schrauben befinden (wie z.B. bei elektrischen Werkzeugen). Diese Schrauben können durch fehlerhafte Produktion unter Spannung stehen und somit gefährlich sein. Eine Hochspannungsprüfung ist absolut unvermeidbar. Wenn aber die Schraube nicht vorhanden ist wird immer eine Gut-Prüfung als Ergebnis angezeigt. Hier kann der Hochspannungskelvinstift Abhilfe schaffen. Dieses Beispiel mit der Schraube ist auf viele andere, metallische Komponenten anwendbar. Nur wenn die Durchführung der Hochspannungsprüfung sichergestellt ist, kann ein Nachweis gemäß dem geltenden Produkthaftungsgesetz geführt werden.